Eine Salzburger Kinderoper

Musik I - Ouvertüre

Szene 1 – Es donnert und blitzt. Außerdem regnet es natürlich in Strömen. Mathilde drängelt sich mit ihrem Bruder Max unter den Schirm ihrer Eltern Ludwig und Therese. Die kleine Familie steht mitten in Salzburg, mitten im Mirabellgarten – und mitten im berühmten Schnürlregen ... Endlich hört es auf zu schütten, die Eltern wollen dringend ins Trockene und das Schloss Mirabell von innen besichtigen. Mathilde und Max jedoch würden viel lieber im Freien bleiben, bei den eigenartigen, interessanten Zwergen. Mit der Ermahnung an Mathilde, auf ihren kleinen Bruder zu achten, verabschieden sich die Eltern, man wolle sich nach einer Stunde am selben Ort wieder treffen.

Szene 2 – Mathilde und Max atmen auf: Endlich Pause von der anstrengenden und langweiligen Stadtbesichtigung. Mathilde lehnt sich an eine der Zwergenfiguren und plaudert mit Max, der irgendwo weiter hinten im Sand spielt.

Szene 3 – Mathilde merkt es anfangs nicht, aber ihr antwortet nicht mehr ihr Bruder Max, sondern jemand ganz anders – tatsächlich, eine der kleinen steinernen Figuren spricht mit ihr, der Zwerg Fasolan wird lebendig! Er weiß, dass Mathildes Bruder Max heißt und ihre Eltern Therese und Ludwig, aber seltsamerweise nennt er Mathildes Vater König und ihre Mutter Königin. Vor ihr scheint er besonders Angst zu haben: Sie sei schuld daran, dass alle Zwerge Mirabell verlassen mussten, damals ...

Vergeblich bemüht sich Mathilde, ihrem neuen Freund zu erklären, dass ihre Eltern nicht Königin und König seien, dringend bittet sie der Zwerg, ihm und seinen Freunden beizustehen, endlich dafür zu sorgen, dass sie alle wieder hier vereint wären. Wann es so weit sei? – „Bis ein Kind kommt und die Königin weint“, erklärt Zwerg Fasolan. Mathilde ist tief bewegt. Sie hat eine große Aufgabe zu erfüllen, aber wo ist Max? Ihr kleiner Bruder ist verschwunden, und sie hat doch versprochen, besonders gut auf ihn zu achten!

Musik II – Duett Mathilde, Fasolan: Ich habe einen Freund

Szene 4 – Etwas ganz Unfassbares ist geschehen! Mathilde und Fasolan sind durch ein Loch in der Zeit 200 Jahre in die Vergangenheit gereist. Sie befinden sich genau zu dieser Zeit im Garten des Schlosses, als Kronprinz Ludwig, der spätere Bayernkönig, seiner Gemahlin Therese von Sachsen-Hildburghausen, Schloss Mirabell schenken will. In ihrem neuen Zuhause wollten sie glücklich sein! Und hier ereignet sich für die Zwerge von Schloss Mirabell die Katastrophe: Königin Therese hat Angst vor den seltsamen Gestalten, sie will sie nicht um sich haben. Doch noch sind alle Zwerge vereint, sie erscheinen als großer Chor der staunenden Mathilde ...

Musik III – Zwergenchor

Szene 5 – Mathilde versteht: Die künftige Königin Therese hat also aus Furcht vor den Zwergen ihren Mann dazu gebracht, die steinernen Gesellen zu vertreiben, sie wurden verkauft, verschenkt, in alle Winde zerstreut. Nur durch ein Wunder wäre es möglich, alle wieder zu vereinen, ein Kind müsse kommen und die Königin zum Weinen bringen. Da ja Mathilde mit Fasolan in der Zeit zurückgereist war, konnte sie nun mit eigenen Augen und Ohren verfolgen, was damals wirklich geschah ...

Musik IV – Duett Ludwig, Therese: Du und Ich

Das Prinzenpaar freut sich zuerst, in Schloss Mirabell angekommen zu sein. Hier wollten sie glücklich werden und ihre Kinder großziehen.

Szene 6 – Der Prinz geht glücklich ins Innere des Schlosses, Therese bleibt allein zurück. Mathilde bemerkt, dass die Prinzessin gar nicht so glücklich ist, wie sie schien. Sie hat ihre eigene Wahrnehmung von ihrem neuen Zuhause, ihre eigenen Gefühle ...

Musik V – Arie Therese: Ich kann nicht anders

Therese gesteht sich ein, dass sie sich in Mirabell nicht wohl fühlt, Angst hat. Sie weiß zwar, nicht genau, wovor, ist sich ihrer Gefühle aber sicher. Da erscheint Ludwig wieder im Garten ...

Musik VI – Duett Ludwig, Therese: Was geschieht mit dir?

Der Prinz hat seine Frau gesucht. Er bemerkt, dass sie nicht glücklich ist. Ludwig versteht seine Frau nicht und ist ihr böse, dass sie sich über das fürstliche Geschenk eines so wunderschönen Schlosses nicht freut ...

Musik VII – Duett Ludwig, Therese: Die Zwerge müssen fort

Im Streit mit ihrem Mann glaubt Therese, endlich zu verstehen, was sie so bedrückt: Die Zwerge von Schloss Mirabell sind unheilvolle, unheimliche Gestalten. Sie müssen fort, damit das Glück des jungen Paares nicht länger gestört sei! Prinz Ludwig ist froh, endlich eine Erklärung für Thereses seltsame Launen zu haben, für ihn ist klar „Sie oder wir, wir oder sie!“. Er fällt den schrecklichen Entschluss, dass die Zwerge aus Schloss Mirabell verschwinden müssen.

Szene 7 – Mathilde ist erschüttert von dem, was sie eben miterlebt hat: Eine unbegründete Angst, ein bloßes Vorurteil, hat dazu geführt, dass ihre Freunde, die Zwerge, ihr Zuhause verlassen mussten. Fasolan hatte Recht: Sie musste unbedingt helfen, dieses Unrecht endlich wieder gut zu machen. Aber wo war ihr kleiner Bruder Max? Sie konnte ihn nirgends um Ludwig oder Therese herum entdecken. Fasolan hatte eine besorgniserregende Ahnung: Der Kleine war noch weiter zurückgegangen in der Zeit, sie mussten ihm wohl folgen, egal wohin ...

Musik VIII – Arie Salome: Wer kommt?

Mathilde und Fasolan sind in den Tiefen des Schlosses Mirabell gelandet, in einem prächtigen, aber auch irgendwie mysteriösen Spiegelsaal. Plötzlich hören sie eine mächtige und unheimliche Stimme ... Fasolan begreift: Sie sind noch 200 Jahre weit hinab gestürzt! Gleich wird ihnen Salome gegenüber treten. Die Geliebte des Fürst Erzbischofs Wolf Dietrich, der für sie vor 400 Jahren dieses Schloss gebaut hatte!

Szene 8 – Salome ist eine wirklich beeindruckende Erscheinung in einer prächtigen Robe. Wie sie gesungen hatte, war sie fest entschlossen, sich niemals aus den Mauern des Schlosses vertreiben zu lassen, egal von wem. Fasolan erklärt Mathilde die dramatische Geschichte Salomes von Alt: Die Geliebte des mächtigen Bischofs musste mit ihren zahlreichen Kindern tatsächlich Mirabell verlassen, das damals noch zu ihren Ehren Schloss Altenau hieß, weil der Neffe Wolf Dietrichs seinen eigenen Onkel auf der Festung Hohen Salzburg gefangen nahm. Er selbst wollte Salzburg als Bischof regieren, sein Name: Markus Sittikus. Doch was ist das? In den Armen hält Salome ein kleines Kind! Das darf doch nicht wahr sein, Max ...

Musik IX – Arie Salome: Mein Kind

Tatsächlich scheint Salome Alt, die Geliebte des Bischofs, den kleinen Max für ihr eigenes Kind zu halten. Sie will ihn nie wieder hergeben, eine Katastrophe! Was soll nun geschehen? Wer hilft? – Fasolan hat eine Idee ...

Musik X – Duett Fasolan, Salome: Fa So La

Fasolan kann Salome davon überzeugen, dass eigentlich die Zwerge von Schloss Mirabell ihre Kinder sind. Das ist zwar in jeder Hinsicht falsch, aber Salome ist so allein und braucht ganz dringend Gesellschaft. Sie ruft die Zwerge herbei und ist von den kleinen Wesen tief entzückt. Noch nie war eine Lüge so gut gemeint ...

Musik XI – Arie und Chor – Salome und die Zwerge: Ihr seid meine Kinder

Musik XII – Duett Mathilde, Salome: Hier spricht ein Kind zu dir

Jetzt traut sich auch Mathilde hervor. Sie kann Salome erklären, dass Max nicht ihr Kind ist und zurück zu seinen eigentlichen Eltern muss. Salome versteht und lässt den Kleinen mit seiner Schwester und Zwerg Fasolan gehen.

Szene 9 – Geschafft: Die drei Freunde bewegen sich in der Zeit wieder Richtung Gegenwart. Aber halt, noch hat Mathilde ihr Versprechen ja nicht eingelöst. Sie wollte doch den Zwergen helfen, irgendwann einmal wieder vereint zu sein, also muss es wohl sein: Es gilt, Prinzessin Therese von ihrem schrecklichen Irrtum zu befreien und Prinz Ludwig davon abzuhalten, die Zwerge aus Mirabell zu vertreiben.

Musik XIII – Duett Mathilde, Therese: Die Stimme in dir

Mathilde erklärt Therese, wie wichtig es ist, auf seine innere Stimme zu hören und ihr zu folgen: Nicht die Zwerge machen Therese Angst, sondern sie möchte mit Prinz Ludwig einfach nachhause nach Bayern. Aber es scheint schon zu spät – Prinz Ludwig hat die Zwerge schon verbannt. Aber wie lautet die alte Prophezeiung? „Bis ein Kind kommt und die Königin weint, dauert’s zweihundert Jahr, bis die Zwerge vereint.“ Also nichts ist verloren, alles gewonnen. Mathilde und Max müssen mit Fasolan nur wieder in die Gegenwart, dort werden sie wohl selbst erleben, wie alle Zwerge endlich wieder zusammen kommen ...

Musik XIV – Finale: Tutti und Chor

Was ist das? Es ist ja schon ganz dunkel geworden, im Garten von Schloss Mirabell. Da kommen die Eltern aus dem Schloss zurück, Max läuft ihnen glücklich entgegen und umarmt sie. Therese fragt ihre Tochter Mathilde, was geschehen sei. Die antwortet: „Nichts, also nicht viel“ und zwinkert ihrem steinernen Freund Fasolan zu, „ich bin wohl eingeschlafen, glaube ich“ ...